Im Angesicht des Terrors sind alle gleich: Barack Obama und John McCain gedachten am Donnerstag gemeinsam der Opfer des 11. September 2001 und unterbrachen kurzzeitig ihren Wahlkampf.

Zum siebten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September haben die US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain ihren zunehmend erbittert geführten Wahlkampf unterbrochen. Die beiden Politiker erwiesen am Donnerstag den fast 3.000 Opfern der Flugzeugattacken in New York und Washington gemeinsam die Ehre. Seite an Seite verbrachten sie eine Schweigeminute am Ground Zero in Manhattan – dem Ort, an dem einst die Zwillingstürme des World Trade Centers standen.

Am 11. September waren zwei von islamistischen Terroristen gekaperte Flugzeuge in die Zwillingstürme gerast. Die Hochhäuser fingen Feuer und stürzten kurz darauf völlig zusammen. In Washington kamen 184 Menschen ums Leben, als eine dritte Maschine ins Pentagon gelenkt wurde. Beim vorzeitigen Absturz eines vierten entführten Jets in Pennsylania starben 40 Passagiere und Besatzungsmitglieder.

Erste Gedenkstätte eingeweiht

Bei einer Gedenkveranstaltung in der Columbia Universität in New York sprachen sie sich später übereinstimmend dafür aus, das gemeinsame Verantwortungsgefühl aus der Zeit nach der Katastrophe wiederzubeleben. „Damals waren wir keine Republikaner, wir waren keine Demokraten, wir waren Amerikaner“, sagte McCain. Obama erklärte, die Anschläge hätten bewiesen, dass die Amerikaner auch in den härtesten Zeiten zusammenstehen würden.

Zuvor hatten Millionen Amerikaner mit Gedenkfeiern und Schweigeminuten der Terroropfer gedacht. In Washington weihte US-Präsident George W. Bush die erste nationale Gedenkstätte für die Getöteten ein. Er würdigte neben den Opfern auch die US-Soldaten, die in verschiedenen Teilen der Welt für Frieden und Freiheit kämpften.

Schweigen gegen das Vergessen

In New York wurden bei einer Zeremonie in unmittelbarer Nähe des Ground Zero die Namen der 2.751 Menschen verlesen, die unter den Trümmern der eingestürzten Zwillingstürme begraben wurden. Viele Trauernde trugen Fotos ihrer Angehörigen mit sich. „Never Forget“, hieß es auf einem Plakat, und ein Kind hatte einen roten Luftballon am Arm mit der schlichten Aufschrift „Daddy“.

Um 08.46 Uhr Ortszeit herrschte in der riesigen Menge für eine Minute absolute Stille – es war genau die Zeit, in der die erste gekaperte Maschine in den Nordturm des World Trade Centers gerast war. „Diese Tragödie wird für immer in unseren Herzen und in unserer Geschichte lebendig bleiben“, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg. Bush und seine Frau Laura gedachten der Opfer um 08.46 Uhr still auf dem Südrasen des Weißen Hauses.

Der Besuch von Obama und McCain fand nach der großen Zeremonie statt. Gemeinsam schritten die beiden die Rampe in die Baugrube von Ground Zero hinunter. An der Stelle der künftigen Gedenkstätte für die 2.751 Opfer in New York legte jeder eine Rose nieder, beide verharrten in Ruhe. Anschließend reichten sie einander demonstrativ die Hand.

Clinton überzeugt von Obamas Sieg

Der frühere US-Präsident Bill Clinton hat Obama derweil einen „stattlichen Sieg“ bei der Wahl am 4. November vorausgesagt. Um dazu beizutragen, werde er eine „ganze Menge“ tun, sagte Clinton Medienberichten zufolge nach einem Essen mit Obama am Donnerstag in New York. Er werde für Obama tun, „was immer von mir erwünscht wird“.

Obama und Clinton sprachen nach ihrem rund zweistündigen Treffen von einem „großartigen Gespräch“. Wie es weiter hieß, will Clinton in Kürze für den Kandidaten in Florida Wahlkampf machen. Bereits auf dem demokratischen Nominierungsparteitag Ende August in Denver hatte der Ex-Präsident Obama seine volle Unterstützung zugesagt, nachdem sein Verhältnis zu dem Senator aus Illinois im Zuge des erbitterten Vorwahlrennens mit der einstigen First Lady Hillary Clinton als stark gespannt beschrieben worden war.